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Das Rathaus - Ausweis im Münstereifeler Handwerk

Man muß schon einmal mit eigenen Augen aufmerksam verfolgt haben, welch unerhörter Fleiß handwerklicher Zuverlässigkeit sich namentlich in diesen letzten Wochen vor der endgültigen Fertigstellung des alten Rathauses in Tag- und Nachtschichten an einem Bauwerk erprobt hat, daß bestimmt ist, hoffentlich nunmehr für Jahrhunderte Zeugnis abzulegen für das Kunstverständnis und die Ehrfurcht vor dem Althergebrachten. Man muß beobachtet haben, mit welcher Behutsamkeit vorgegangen wurde, aus den Bombentrümmern Gerettetes unangetastet zu lassen, da wo es beschädigt war, nicht etwa zu flicken, sondern zu ergänzen, zu erneuern, so daß zum Schluß wieder ein Altes dastund, muß dankbar feststellen, daß, wo Altes unrettbar verloren, Neues an seine Stelle trat, das sich in Stil, Farbe, Ausführung und Aussehen organisch dem Verbliebenen anpaßte. Neues aber, das nicht antikisiert, sondern bewußt modern ist und sich gerade eben wegen seiner Ehrlichkeit zu behaupten weiß vor dem Altehrwürdigen, das wir nicht zu leicht geneigt sind als ungleich wertvoller einzuschätzen als Erzeugnisse unserer Zeit.

Und wenn nun am 2. September das alte Rathaus der Oeffentlichkeit übergeben wird als ein kostbares Geschenk, dann wird man von nah und fern kommen, die Arbeit in Augenschein nehmen und anerkennen müssen, daß ein Gemeinschaftswerk fertiggestellt wrude, der Handwerkerschaft einer ganzen Stadt ein Zeugnis ausstellend, das beredter spricht denn alle Meisterbriefe der Welt.

Angefangen von der Kölner Landstraße bis hinauf in die Orchheimer Straße - kaum einer der Münstereifeler Handwerker und Gewerbebetriebe ist nicht beteiligt gewesen an dieser Arbeit, die seit zwei Jahren im und am Rathaus geschafft wurde. Anfangs mußte man etwa langsamer treten - die Mittel für den Wiederaufbau hieß es ja erst beschaffen! - So hat sich in den letzten Wochen eine nie rastende Betriebsamkeit entwickelt. Wohl keinen Augenblick hat man auch nur dem geringsten Zweifel gehabt, daß das Rathaus, koste was es wolle, wiedererstehen müsse in alter Pracht und Schönheit.

Als die ersten Mittel vorhanden waren, begannen die Reparaturarbeiten an Dach und Mauerwerk. Michael Ohlert lieferte das Holz dazu und führte Dachstuhl und Fachwerk in bekannter Qualität auf, so daß recht bald, nachdem die Frage des Materials zugunsten von Schiefer entschieden war [...]



Aus: Euskirchener Volksblatt vom 2.9.1950





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