Geschichtsseiten für Bad Münstereifel und Umgebung
Wirtschafts-, Verkehrs-, Heimat- und Kulturgeschehen









Ein Blick ins Heimatmuseum

Wenn ein Raum des Museums den Eindruck der Lebensnähe, des unmittelbar aus der Sphäre unserer Altvorderen Entnommenen, auf den Besucher macht, dann ist es der Raum, in dem die Stadtväter bei der Wiedereinweihung des alten Rathauses die ungezählten Gäste mit einem kräftigen Imbiß und einem scharfen (flüssigen) Geist willkommen hießen. Da stehen die Stühle um einen alten, vom Pokulieren mit Kerben versehenen Tisch in malerischer Unordnung. Da hängen, wie unser Photo zeigt, alte Jagdbüchsen, Jägertaschen und knorrige Wanderstöcke an einem an einem Wandbrett. Da birgt ein Schrank der Gläser, Krüge und sonstiger Geschirre die Menge. Da lehnt ein altes Fagott an der Wand, als habe der fahrende Musikant eben die Gaststube für einen Augenblick verlassen. Da hängt ein altes, liebenswertes Uhrwerk an der Wand, das bei jeder halben Stunde Rokoko-Klänge, verspielt und zart, erklingen läßt. Pfeifenköpfe zum Aussuchen in Reih und Glied geordnet, laden zum Qualmen ein und an der Türe, damit nur ja der Wirt keinen, der etwa in zechprellerischer Absicht zu entweichen versuchen sollte, übersehen konnte, ein solide gearbeitetes, holzgeschnitztes Verließ, an dem sich wohl gut zählen ließ, was durstige Gäste an Batzen und Talern in Münstereifeler Bier umgesetzt hatten ...

Es ist so unheimlich lebensecht in diesem Raum, daß es dem Besucher gruselig zu Mute werden könnte, wenn er sich vorstellt, daß um die Stunde, wenn von der Turmuhr der Pfarrkirche die zwölf Mitternachtsschläge zitternd herüberschallen, ein geisterhafter, behäbiger Wirt von Tisch zu Tisch gehen und Zunftmeistern und Kaufleuten der Stadt Feierabend gebieten könnte.


Aus: Euskirchener Volksblatt vom 13.1.1951





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