Geschichtsseiten für Bad Münstereifel und Umgebung
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Weihnachtliches Münstereifel

Auf der Landstraße surrt, aus Richtung Trier kommend, Stunde um Stunde der Motor eines kleinen, schnittigen Wagens; Schneeketten klirren leise. Die Insassen frösteln, kalt ists draußen, empfindlich kalt. Sanft bedeckte rieselnder Schnee seit Stunden das Verdeck und den Kühler. Kurve um Kurve der geschlungenen Straße entschwindet, ein heller Lichtschein schimmert durch das Gestöber schwirrender Flocken.

Da versperrt ein grell von den Scheinwerfern angestrahltes hohes Stadttor den Weg, gleich einem weit aufgerissenen Rachen die dunkle Höhle des Torbogens aufreißend. Dahinter aber strahlende Helle. Abblenden und langsam fahren - man kann nicht überblicken, was dort leuchtet. Langsam gleitet der Wagen durchs tor, da erhellt freundlicher Schein aus vielen Lampen eines hohen Weihnachtsbaumes, malerisch gegen eine altertümliche Häuserkulisse von Fachwerk und vorspringenden Erkerchen abgehoben, die frostbehauchten Scheiben, warm und freundlich grüßt Münstereifel den durchfahrenden Fremden und lädt zum Verweilen ein.

Eine dunkle Frauenstimme sagt bittend: „Du, laß uns aussteigen, nur eine Viertelstunde wollen wir uns die Füße vertreten; wir fahren schon so lange, es wird uns gut tun.“ „Gut“ sagt der Fahrer, „aber nur so lange, bis ich die Schneeketten gelöst habe. Ihr wißt, wir müssen weiter!“


Bild: Elbern

Und dann fängt der ganze Zauber einer altdeutschen Kleinstadt die kleine Gesellschaft ein; der Tanz wirbelnder Schneeflocken, die leise bewegten Lichter des Christbaums, hohe Häuser, deren Giebelspitzen sich in der nachtschwarzen Dunkelheit verlieren, erleuchtete Schaufenster, obwohl modern, doch eingepaßt ins einheitliche Bild, eine Wirtsstube mit einem zierlich in Schmiedeeisen gearbeiteten Aushängeschild, und dazu die weite, weiße Straße, die aus dem Dunkel des Torbogens kommt, an der nächsten Straßenecke im Scheine einer Laterne flimmert und glitzert wie tausend Diamanten. - Eine Stimme fragt leise: „Ob das Städtchen auch im grellen Sonnenschein so viel Reiz haben mag?“

Der Motor springt wieder an, kurzes Hupensignal, und die Reisegesellschaft hüllt sich wieder in Decken ein und verstaut sich im Wagen. Langsames Anrucken. - „Bitte nicht schnell fahren, genießen wir die paar Minuten Romantik ...“

Wieder biegt sich das weiße Band der Straße um die Ecke, am dunkel-dräuenden Gymnasium vorbei, wieder gleißende Weiße, wieder ein Weihnachtsbaum, der sein warmes Licht auf ein besonders malerisches Motiv wirft. Barmherzig deckt die Nacht noch klaffende Wunden im Stadtbild zu, betont bemerkenswerte, verwischt unwesentliche Konturen. Vom halben Berg leuchtet ein spärliches Licht, kaum zu erkennen sind die trutzigen Zinnen der alten Burg. Daran vorbei gleitet der kleine Wagen, dem ragenden Werthertor entgegen, hinter dem ein dritter Weihnachtsbaum dem heller aufsurrenden kleinen Wagen einen freundlichen Scheidegruß Münstereifels nachwinkt. Zurück bleibt eine dunkle Spur im frisch gefallenen, leuchtend weißen Schnee ...


Aus: Euskirchener Volksblatt vom 23.12.1950





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