Geschichtsseiten für Bad Münstereifel und Umgebung
Wirtschafts-, Verkehrs-, Heimat- und Kulturgeschehen









Zwischen den Jahren
Wünsche ans neue Jahr

Ein Wetter bescherte uns die Weihnachtswoche, wie es ein Märchenbuch nicht schöner schildern kann. Mit dicken Wattebäuschen, die jeglichen Straßenlärm dämpfen bis zur Lautlosigkeit, bedeckte Frau Holle Stadt und Flur. Nur im Winter zu benutzende Weihnachtsgeschenke, als da sind Rodelschlitten und Skier, fanden einfach ideale Vorbedingungen für die erste Benutzung. Photographen bot sich eine Unmenge schönster winterlicher Motive und Schnappschüsse. Seit Jahren haben wir nicht mehr solche Unmasse sanft rieselnden Schnees erleben können; Pessimisten, die da behaupten wollten, Winter von rechtem Format gehörten in unseren Breitengraden zu den nie wiederkehrenden Erinnerungen, würden Lügen gestraft. Nun bedeckt ein weißes, weiches Tuch ohne Anfang und ohne Ende das Gebiet der Kurstadt, läßt sie darunter sanft dem neuen Jahr entgegenschlummern, an dessen Schwelle wir alle, die wir in dem einen Kahn „Fremdenverkehr“ sitzen, Wünsche der verschiedensten Art hegen, Wünsche, die an unseren Lebensnerv rühren, deren Erfüllung Existenzfragen für jeden Einzelnen sind, deren Nichterfüllung aber schwerste Schädigungen für die gesamte wirtschaftliche Zukunft der Stadt mit sich bringt.


Bild: Elbern

So möge uns das Jahr 1951 vor allen Dingen endlich die neue Badeanstalt bescheren. Gleichgültig, in welche Form sie wiederersteht, ob die alte Anlage in der Schleid, seit nunmehr fünf Jahren in Trümmer verwandelt aufgebaut wird, oder ob der neue Plan von Architekt Fritz Steinmann, der eine schlechthin ideale Lage der Anlage oberhalb des Konvikts vorsieht, verwirklicht werden kann, die unabdingbare Notwendigkeit der Neuerrichtung ist nun nicht mehr länger wegzuleugnen. In der Stadtratssitzung vom 27. Oktober sind Worte gefallen, die eindringlich genug davor warnten, noch länger zu warten. Der Abschlußbericht des Verkehrsamtsleiters weist in klarster Form darauf hin, daß im kommenden Jahre ein Kurbetrieb ohne Badeanstalt fast aussichtslos erscheint, zumal andere Kurorte grade mit ihrem Schwimmbad mit bestem Erfolg die Werbetrommel rühren. Wir wagen nicht einmal zu hoffen, daß gleichzeitig mit dem Bau der Badeanstalt auch das Sportstation errichtet werden kann. Unsere künsten Wünsche wären damit übertroffen.

Bescheiden, wie wir geworden sind, dürfen wir noch einige weitere Wünsche an das kommende Jahr äußern: Vielleicht häßliche Baulücken im Stadtbild möchten doch möglichst bald verschwinden! Vor allen Dingen gehört dazu das Trümmerfeld hinter dem Werthertor, um dessen Beseitigung sich die Bundespost dem Vernehmen nach sehr bemüht. Dem Bundespostministerium liegen zur Zeit die Ausführungszeichnungen für das neue Postamt vor, wir schalten auch dies Projekt in unsere Wunschliste für 1951 ein, hoffend, seine Verwirklichung zu erleben.

Entscheidend für den Gesamteindruck eines Stadtbildes ist immer der erste Anblick. Stellen wir uns einen aus Richtung Köln kommenden Fremden am Ortseingang vor, wie er die trostlose Primitivität nicht besonders gepflegter Schrebergärten zwischen Friedhofsbrücke und dem unschönen Vierhäuserblock kopfschüttelnd betrachtet. Die Wiederholung des Motivs findet er auf der rechten Straßenseite gegenüber dem Badehof. Wäre es vermessen, wenn wir ans neue Jahr auch hier den Wunsch äußerten, daß die Stadtverwaltung die beiden unschönen Flecke ausmerzen und zu einem blühenden Garten ausgestalten lassen würde, der mit einem Schlage den ersten Eindruck zum schönsten machen würde?

Ein DIN A 1-Blatt würde kaum ausreichen, um alle Wünsche ans neue Jahr in knapper Form aufzunehmen. Fassen wir sie zusammen in dem einen großen Wunsch, an dessen Verwirklichung uns grade in den Stunden zwischen den Jahren besonders gelegen ist: Daß Alles geschehen und Alles dazu getan werden möge, die schönen Erfolge des Vorjahres weiter auszubauen zu Nutz und Frommen unserer geliebten Heimatstadt.


Aus: Euskirchener Volksblatt vom 30.12.1950





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