Geschichtsseiten für Bad Münstereifel und Umgebung
Wirtschafts-, Verkehrs-, Heimat- und Kulturgeschehen









Münstereifels Geschichte

Bertrada oder Bertha, eine Schwester Karl Martells, die sich als Witwe mit ihrem Sohn Charibert auf ihre Besitzungen in der Eifel zurückgezogen hatte, ließ an der Prüm zur Vergebung ihrer Sünden ein Kloster bauen, das sie mit vielen Gütern beschenkte; die Besitzungen dieses Klosters erweiterten in hohem Maße König Pippin und seine Gemahlin Bertrada, die eine Enkelin jener Stifterin war. Die Schenkung erfolgte durch das testamentarium salvatoris am 13. 8. 762. hierdurch erhielt das Kloster eine Reihe von Dörfern und Gehöften und auch den Erbanteil Bertradas in Reguribach, dem heutigen Rheinbach. Zu diesem Anteil gehörte das Peterstal, das obere Erfttal.


Teilansicht des romanischen Städtchens von den Zinnen des Rathauses

Die Abtei Prüm gründete hier um das Jahr 832 das „Novum Monasterium“ als Kollegiatsstift der Benediktiner. Die Niederlassung hatte bald unter den Einfällen der Normannen zu leiden. Die alte Burg in Quecken, auf der Höhe gegenüber dem Bahnhof, in deren Turm eine Münze Ludwigs des Frommen gefunden wurde, scheint jene Burg zu sein, die die Normannen im Jahre 892 zerstörten, nachdem sie die Abtei Prüm gebrandschatzt hatten. Neumünster wurde spätestens im 11. Jahrhundert zur Stadt erhoben, denn bereits in einer Urkunde vom Jahre 1086 wird sie „Stadt“ genannt.


Die Pfarrkirche Münstereifels, frühere Stiftskirche

Um das Kloster vor Gewalttätigkeiten und Uebergriffen zu schützen, hatte man es schon frühzeitig unter den Schutz des Stärkeren gestellt. Die Schutzherren nannte man Vogt (advocati). Um das Jahr 1100 traten als solche die Grafen von Are, von Jülich und von Hochstaden auf. Anfangs wurde die Schutzherrschaft von der Abtei Prüm als Lehen gegeben und dieses sollte nach dem Tode des Lehnsherren an die Abtei zurückfallen, doch bald betrachteten die Schirmherren die zu schützenden Gebiete als Eigentum, das sie vererben, verschenken oder verpfänden konnten. Die verschiedenen Auffassungen von Mein und Dein führten sogar dazu, daß der Kaiser Heinrich IV. im Jahre 1102 nach Münstereifel eine Fürstenversammlung berief, um über die Machtübergriffe der Vögte zu beraten. Mit dem Schutz der Klostergüter verbanden die Vögte allmählich auch die Herrschaft über die Siedlungen, die sich im Anschluß an das Kloster gebildet hatten. Namentlich die Grafen von Jülich betrachteten das hiesige Gemeinwesen, das sich inzwischen zur ansehnlichen Größe entwickelt hatte, als erbliches Besitztum. Im Jahre 1265 erlosch die Lehnshoheit Prüms über Münstereifel und das Gebiet war nun im Besitz der Grafen von Jülich. Diese machten die Stadt zu ihrer zweiten Residenz und erbauten die Burg und die Stadtmauern mit vier Toren und 17 Türmen. 1357 wurden die Jülicher Grafen zu Herzögen erhoben; Münstereifel ließen sie durch Vögte verwalten, die das stattliche Schloß bewohnten. Den Vögten waren die Amtmänner untergeordnet; von diesen sind uns bekannt die Herren von Gertzen und Sintzig durch ihre Grabmäler in der Pfarrkirche, Herr von Goltstein durch sein Grab in der Kirche auf dem Michaelsberg.


Die Stadtmauer am Werthertor

1609 starb Johann Wilhelm, der letzte Herzog von Jülich, und um das reiche Erbe entbrannte der Streit zwischen dem Kurfürsten Johann Philipp von Brandenburg, dessen Frau eine Nichte des letzten Herzogs war, und Pfalzgraf Ludwig von Neuburg, dessen Frau eine Schwester des Herzogs war.


Malerischer Winkel innerhalb der Stadt Münstereifel

Durch Vertrag von 1614, der 1630 und 1666 erneuert wurde, fiel Münstereifel endgültig an Pfalz Neuburg und der übrige Teil des Herzogtums an Brandenburg. Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm wurde 1611 katholisch und verfolgte die 1611 in Münstereifel entstandene Protestantengemeinde. Die ihn unterstützenden Spanier besetzten die Stadt und verjagten die Protestanten. Für deren Rechte traten wiederum die Holländer ein, und beide Parteien raubten um die Wette. Auch während des Dreißigjährigen Krieges wurde Münstereifel mehrfach geplündert und mußte fast andauernd fremde Söldnerscharen in seinen Mauern bewirten. So z. B. besetzten 1642 französisch-schwedische Truppen unsere Stadt, 1643 erpreßten hessische Kriegsknechte den Bürgern fast unerschwingliche Summen. Selbst nach Abschluß des Westfälischen Friedens fand die verarmte Bürgerschaft keine Ruhe, bald erzwangen hessische, bald lothringische Truppen hohe Kriegssteuern; oftmals mußten Bürger der Stadt nach Köln wandern, um gegen Verpfändung ihrer Aecker und Wälder die nötigen Summen zu entleihen. 1653 wurden die sehr beschädigten Festungswerke ausgebessert. In dem Kriege Ludwigs XIV. gegen Holland 1672-1678, sowie in dem Pfälzischen Erbschaftskriege 1688-1697, hielten meistens französische Truppen Münstereifel besetzt. 1689 wurde von schwedischen Truppen die Burg ausgebrannt und die Tore und Mauern der Stadt vernichtete; die Bürger wurden gebrandschatzt. 1691 wurden die notdürftig wieder hergestellten Mauern durch hessische Truppen wieder beschädigt und die Türme durch Feuer verwüstet. So wechselten Einquartierungen, Brandschatzungen, Plünderungen ab bis in 18. Jahrhundert hinein.


Alter Kamin im Rathaus

Das 18. Jahrhundert verlief verhältnismäßig ruhig; der völlig vernichtete Wohlstand der Bürger begann allmählich wieder zu erstehen. Die Tuchbereitung kam zu hoher Blüte; auch die Lohgerberei beschäftigte lohnend viele Hände. 1743 kamen wieder einmal schlimme Tage; ungarische und österreichische Truppen machten monatelanges Quartier.

Am Ende des 18. Jahrhunderts warfen die französischen Umwälzungen ihre Wellen auch in die Eifel hinein. Ein Revolutionsheer stand am 4. Oktober 1794 bei Düren und mit Beginn des Winters wurden alle Häuser Münstereifels mit zahlreicher Einquartierung belegt. Die klösterlichen Anstalten wurden aufgehoben und deren Besitz verschleudert; auch das Gymnasium wurde seines Vermögens beraubt.

Die schlimmen Zeiten dauerten bis zum Ende der französischen Herrschaft. Im Jahre 1814 wurde Münstereifel preußisch. Seine alte Bedeutung erhielt es zwar nicht wieder, aber in der langen Zeit des Friedens vermochte es sich allmählich zu erholen.

Schon seit Jahren ist Münstereifel das Ausflugsziel vieler Vereine, Schulen, Reisegesellschaften und Wandergruppen. Auch der mitunter beängstigend lebhafte Durchgangsverkehr hat für Münstereifel wirtschaftliche Bedeutung.

Münstereifel, das stillfriedliche seit langem schon als Höhen- und Luftkurort geschätzte Städtchen, von den Mittelpunkten gewerblicher und kaufmännischer Betriebsamkeit um Aachen, Düren, Köln, Bonn, am Niederrhein und an der Ruhr, bequem und schnell zu erreichen, hat sich mit jährlich steigender Frequenz zum Kneipp-Kur- und Badeort des Westens entwickelt.

Münstereifeler Mosaik

Werthertor: Friedlich schwankt im Nachtwind die altväterliche Laterne des Torbogens und streut buntgescheckte Lichtreflexe ins Gewölb, wo in einer Mauernische hinter fahlem Kerzengeflacker ein Bildstöcklein geistert und weiter zurück zierliche Fachwerkhäuschen heimelige Lichter in die putzigen Fensterscheiben stecken.

Burgschenke: „Des Abendrots Verglimmen und des Morgens frühe Lichter“ füllen mit blauem Duft das Tal, der Kamine Rauchfähnchen segeln geruhsam darüber hin, Lichter tauchen auf und vergehen, ein Lüftchen wie Seide hängt sich in die Erker und umgaukelt die frohen Zecher, bis sie guterletzt unter Gambrinus' oder Bacchus' Regie die Münstereifeler Heimatsagen vom wilden Jäger oder vom Burgschatz in Quecken in Szene setzen.

Marktplatz: Markt und Straßen liegen stille „des Lichts gesellige Flamme“ zog die werktätigen Bürger zu den heimischen Penaten. Vom hohen Giebel der Jesuitenkirche schaut St. Donatus schützend-segnend auf das Bilderbunt alter schöner Patrizierhäuser und malerisch geschwungener Brücken. Das Himmelsrund durchwandert unmerklichen Schritts der Wächter der Nacht. Von seines Hornes silbriger Sichel sickert die Fülle gedämpften Lichts hinab ins Erftbett.

Werkbrücke: Ueber die Buckel holpriger Bohlen schreitet behutsam der Fuß. Dumpf und hohl bullert das Gebälk. Unter ihm duckt sich zum Sprunge die gestaute Flut, stürzt nun hinunter zum felsigen Grund, gurgelt hinaus in ohnmächtiger Wut und schluckt sich selbst, Urkraft unterweltlicher Unholden, du wurdest im Schwunge der Jahrhunderte nur zu oft Münstereifels Unstern und Unglück.

Altes Rathaus: Mit der steinsichtigen Patina ehrwürdigen Alters überdeckt erstandest du zu neuem Leben. Sinnenfälliger treten nun wieder die Sinnbilder städtischer Gewalt und Gerichtsbarkeit in den restaurierten Reliefs der beiden Landsknechte aus der Front. Von Kragstein zu Kragstein der Fenster des Ratssaales geht ein Geraune von kommenden besseren Zeiten, und unter den Schwibbogen der Laube hockt erwartungsvoll Klios Gehilfin, einen neuen Band Geschichte vom Wohl und Wehe der Stadt niederzuschreiben.

Basilika von Chrysantus und Daria: Versteinerte Inbrunst glaubensseliger, opferverlangender Jahrhunderte wuchtet auf erdverhafteten massigen Grundfesten. Sieghaft reckt sich der Türme Doppel über des Glockenstuhls Vierung, doch nicht höher als Ebenmaß, Verharrms (Verhaums?) und Gliederung erlauben. Wie zu Darias Füßen der Löwe liegst du als Schemel der Gottheit. Münster der Eifel, du bringst die Seele der Eifler zum Ausdruck, mit der Scholle verwachsen, breit ausladend und wuchtig, unverschnörkelt und gradlinig, nicht himmelstürmend, doch Gottesnähe suchend wie sie, bist du.

Kriegerdenkmal: Gewollt einfache prunklose Bodenständigkeit fügte Quader an Quader zum unverbrüchlichen Ring der Treue und kraftvollen Turm bürgerlicher Verbundenheit, gelobend:

„Fest stehn wie du in Nöten der Zeit
Aufrecht und trutzig wir, opferbereit,
Deutsch im Herzen und deutsch bis aufs Blut,
Wahrend die True als herrlichstes Gut“.

G. Laue, Beigeordneter.



Festfolge zur 1100-Jahrfeier

Nach Eintreffen der Züge zwischen 8 - 10 Uhr Begrüßung der Wnadergruppen, anschließend Führungen durch die Stadt und in die nähere Umgebung.

9 Uhr: Stille hl. Messe in der Jesuitenkirche;
10 Uhr: Festgottesdienst (Pfarrkirche);

Auf dem Marktplatz:

11,20-12,30 Uhr: Platzkonzert und Liederspenden;

Vor dem alten Rathaus:

2 Uhr: Begrüßungschor des Männergesangvereins „Liedertafel“;
Festrede des Herrn Bürgermeisters;
2,15 Uhr: Historische Szene;

Auf dem Klosterplatz:

2,45 Uhr: Antreten der Vereine und historiscer Gruppen zum Festzug;
3,30 Uhr: Wiedereintreffen des Zuges auf dem Klosterplatz, anschließend:
a) Schauturnen des Turnvereins „Eichenkranz“
b) Fähndelschwenken der Junggesellen-Vereine
c) Aufmarsch der Tambourkorps;
Ab 14 Uhr: Preisschießen auf der Burg,
Konzert- und Tanzveranstaltungen in den Gaststätten;
8.30 Uhr: Fackelzug der Schützengesellschaft;
Burabbeleuchtung.


Aus: Euskirchener Volksblatt Nr. 178 vom 3. August 1932





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