Geschichtsseiten für Bad Münstereifel und Umgebung
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1100 Jahre Münstereifel
Ein froher Festtag, ein echtes Heimatfest im traulichen Kneippstädtchen / Prächtiges Festspiel und Festzug / Tausende nahmen teil

Münstereifel, unser altehrwürdiges, wunderschön gelegenes Nachbarstädtchen, das beliebte Ziel der Euskirchener Ausflügler, feierte am gestrigen Sonntag sein 1100jähriges Gründungsfest. Wahrlich ein Grund zu feiern!

So hatte sich denn Münstereifel in eine Festgewand geworfen, das, umspielt vom goldenen Sonnenlichte, in den fröhlichsten Farben prunkte. Die Liebe der Bewohner zu ihrer Stadt kam so auf ausdrucksvollste Weise zur Geltung, und es war ein wunderbares Bild, diese mit Tannengrün und bunten Fahnen gezierten alten Giebelhäuser zu sehen, zwischen denen sich eine unübersehbare Menge Gäste drängte, die es sich nicht hatte nehmen lassen, an diesem schönen Erinnerungstage Münstereifels Fest mitzufeiern. Nach einem Frühwecken erschienen schon früh, zwischen 8 und 10 Uhr, Wandergruppen, die aufs herzlichste willkommen geheißen wurden. Um ) Uhr begrüßte Herr Dechant Mertes die vielen Freunde bei einer stillen hl. Messe in der Jesuitenkirchen, dann fand in der Pfarrkirche der Festgottesdienst statt, bei dem der Kirchenchor unter der Leitung des Herrn Josef Esser die Borromäusmesse (mit Streichorchester) von Max Filke in seiner Weise sang. Das feierliche Hochamt zelebrierte unter großer Assistenz Herr Domkapellmeister Professor Mölders. Die Festpredigt, der der Wahlspruch der Benediktiner „Vacare Deo“ (Zeit haben für Gott!) zugrunde lag, hielt der Benediktinerpater Hilperich aus Maria-Laach.

Nach dem Gottesdienst strömte alles zum Marktplatz, wo Konzert und Gesang die Zuhörer erfreuten. Nach Mittag setzte dann der Hauptzustrom der Gäste ein, und Münstereifels Mauern, die schon so viel in der Vergangenheit erlebt hatten, dürften eine so große Anzahl Menschen, wie am gestrigen Tage, wohl noch nicht umfaßt haben. Unter den Ehrengästen sah man u. a. die Herren Reg.-Präsident Elfgen, Landrat Dr. Knoll, Bürgermeister Disse.

Um 2 Uhr begann dann vor dem ehrwürdigen Rathaus, das mit den neben ihm liegenden Privathäusern einen ausgezeichneten, stimmungschaffenden Hintergrund bot, das Festspiel, das Herr Studienrat Dr. Heinen verfaßt und mit gewohnter Meisterschaft inszeniert hatte. In fünf Abschnitten: das Erwachen der alten Postillone, Mönche in der Eifel, Scholaren, St. Blasiustag, Meisterehrung und Begrüßung des neuen Bürgermeisters, bot man ein Stück Münstereifeler Geschichte in trefflicher Darstellung. Nach demselben formierte sich der Festzug, der aus 43 Teilen bestehend mit seinen historischen Gruppen einen glanzvollen Anblick darbot. Angeführt von den Landsknechten und den Herolden mit dem Vogt, schlossen sich die Vereine an, durchsetzt mit den historischen Gruppen der Germanen, Mönche, Scholaren und fahrenden Schülern, Zünfte des Herzogs von Jülich mit Ratsherren und Rittern, des preußischen Militärs um 1815, des Festwagens „Weidmannsschutz“ und der Kneippianer. Ueberall wurden die Teilnehmer des prächtigen Zuges mit lebhaften Zurufen begrüßt.

Auf dem Klosterplatz löste sich dann der Festzug auf und nach einem Begrüßungschor des M.GV „Liedertafel“, hielt als Vertreter des Herrn Bürgermeisters Dr. Gierlichs, der unter ärztlichen Schweiggebot stand, Herr Beigeordneter Laue die Festrede. Allen zum Feste Erschienenen rief er ein herzliches Willkommen zu und kennzeichnete dann in skizzenhaften Strichen Münstereifels Vergangenheit wie folgt:

„Just an dieser Stelle ragt um 832 aus den Tannenwipfeln

„Eines Türmleins spitzer Kegel,
Fürst und Giebel eines Klosters
Nach St. Benediktus Regel.
Preis den braven Prümer Mönchen
Preis den wackren Kuttenträgern
Alles menschlich schönen Wissen
Frommen Hütern, treuen Pflegern.“

Ein Segensstrom ergießt sich vom damaligen neuen Münster in der Eifel weit in die Runde über Täler und Höhen der Nordeifel. Die Siedlung wächst, erhält ein halbes Jahrhundert später das Markt- und Zollrecht und führte im 11. Jahrhundert bereits den Titel Stadt. Prüm überträgt weltlichen Großen die Lehnherrschaft. Die Herzöge von Jülich sichern sich im 13. Jahrhundert gegen Rückforderungen und Machtübergriffe der Nachbarn durch großzügige Befestigungsanlagen. Das Bürgertum wird im Gewerbefleiß groß und in seinen Zünften bedeutsam. Schicksalschläge treffen die Stadt, 1416 das große Wasser, in dem 1500 Menschen zu Grunde gehen. 1519 der schwarze Tod, der Münstereifel entvölkert. 1689 die Einäscherung durch Franzosen und Schweden und in den 1790er Jahren die vom Westen kommenden Umsturzwirren. Erst mit 1815 kehren Ruhe und Ordnung ins Peterstal zurück, ausgangs des Jahrhunderts schon mehr Totenstille zu nennen. Der Rost der Zeit frißt recht bedenklich am Rüstzeug einer beachtenswerten Vergangenheit. Seit der Eröffnung des Kneippheimes 1929 fegt ein frischer neuzeitlich fortschrittlicher Wind durch das altehrwürdige Gemäuer des Städtchen, hält seine Bewohner wach und regsam in der Sicherung seiner neuen Existenzmöglichkeit. Die Schönheit der Landschaft, die Unberührtheit der Wälder und Auen, die köstliche Frische der Bergluft, satte Ruhe bei Tag und Nach sichern Münstereifel den Ruf eines Kurorts von hervorragender Wirkung.

Der Redner schloß seine Ausführungen mit einem nochmaligen herzlichen Willkommen, dankte allen Festteilnehmern und bat, Münstereifels großem Tag ein liebes Erinnern zu bewahren.

Herr Regierungs-Präsident Elfgen verband mit seinem Gruße und Glückwunsch den der Herren Oberpräsident Dr. Fuchs und Landrat Dr. Knoll. Als Vorsitzender des Eifelvereins sprach Herr Direktor Dischereit. An diese Ansprachen schlossen sich Gesangdarbietung, Schauringen, Fähndelschwenken, Aufmarsch der Tambourkorps an.

Dann begann das Preisschießen auf der Burg. Abends zog der Fackelzug der Schützengesellschaft mit dem neuen Schützenkönig und seinem Hofstaat durch die Straßen der Stadt, während die Burg in einer wundersamen Beleuchtung erstrahlte. Böller krachten und Leuchtkugeln in den nachtschwarzen Himmel stiegen.

In den Gaststätten herrscht fürchterliches Gedränge, aber alle waren wohlgerüstet. Musik und Gesang schallte durch die Straßen. Münstereifel aber, diese beleibte und bekannte Kneippstadt, wurde in all der schönen Festesfreude noch einmal zur Kneipstadt. Möge sie beides noch lange Zeiten in schöner, idealer Harmonie zu vereinigen wissen, und möge der sichtbare Neuaufstieg des schönen historisch bedeutsamen Ortes ihm und seinen Bewohnern zu Wohlstand und Glück gedeihen!

F. D.-B.


Aus: Euskirchener Volksblatt vom 8. August 1932





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