Geschichtsseiten für Bad Münstereifel und Umgebung
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Von Münstereifels altem Schrifttum
Auch ein Kapitel zur Wiederaufbau Planung

Unter den kleineren rheinischen Städten dürfte es wenige geben, die aus ihrer wechselvollen vielhundertjährigen Geschichte einen solchen Reichtum an literarischem Quellenmaterial bis in die Gegenwart gerettet haben wie Münstereifel. Ziehen wir beispielsweise unsere Kreisstadt Euskirchen zum Vergleiche heran, so ergibt die seinerzeit von Simons im „Volksblatt“ veröffentlichte Uebersicht über die Bestände des Euskirchener Stadtarchivs, daß nur ganz wenige Akten bis zum Jahre 1575 zurückgehen. Dazu kommt nur noch im Staatsarchiv Düsseldorf der Bestand des ehemaligen Kapuzinerklosters, der auch erst mit 1603 einsetzt, wie auch das jetzige Pfarrarchiv keine ältern Dokumente aufweist.

Das älteste der auf etwa 400 sich belaufenden Münstereifeler Pergamenturkunden datiert aber aus dem Jahre 1086, ferner befinden sich im Staatsarchiv Düsseldorf neben der genannten aus dem 11. Jahrhundert 18 auf Münstereifel bezügliche aus dem 12., 11 aus dem 13., 46 aus dem 13. Jahrhundert usw. Die älteste Urkunde in Münstereifel selber aus der Gymnasialbibliothek datiert vom Jahre 1271. Im allgemeinen läßt sich feststellen, daß die ältesten und wertvollsten 'Münstereifeler Archivalien' in das Düsseldorfer Staatsarchiv gekommen sind, ein Teil dort ausdrücklich als Münstereifeler Deposit geführt, d. h. als (wiederrufliche) Leihgabe der Stadt wohl um die Mitte des vorigen Jahrhunderts von der Archivverwaltung anerkannt.

Wie bedeutend diese nun zum Teil im Münstereifeler Stadtarchiv und zum Teil im Düsseldorfer Staatsarchiv beruhenden Bestände aus Stadt und Stift sind, mögen folgende Angaben zeigen: Es sind noch vorhanden allerdings nicht ganz lückenlos die Schöffenbücher (Erbungsbücher, Eigentumsübertragungen) von 1421-1755; Stadtrechnungen von 1423-1770; Schöffengerichtsprotokolle von 1463-1741; 105 Bände Ratsprotokolle von 1660-1797; Hospitalakten von 1456 an usw. Dazu wird im Staatsarchiv aufbewahrt das reichhaltige Archiv des ehemaligen Jesuitenkollegs mit Urkunden von 1504 und Akten von 1407 an; darunter auch Angaben über die Euskirchener Pfarrkirche St. Martin von 1625.

Auch das Pfarrarchiv Münstereifel birgt wertvolle Archivalien: 38 Pergamenturkunden vom Jahre 1291 an, das Bruderschaftsbuch der Liebfrauen-Bruderschaft von 1429. Die Sebastianus-Bruderschaft hat ihr eigenes Archiv von 1485 an.

Zerstreut finden sich in der Stadtbibliothek Luxemburg eine Münstereifeler Chronik von 1270-1451, abgedruckt in den „Annalen des Historischen Vereins“ XV, 188 ff. Im Staatsarchiv Koblenz liegen unter den Prümer Archivalien Spezialakten über Münstereifel, außerdem Stiftsakten, u. a. eine Urkundenabschrift des 10. Jahrhunderts. Im Sybergschen Archiv (jetzt v. Geyr) in Eicks befinden sich unter andern Münstereifelern Archivalien aus der Zeit, da die Freiherrn von Syberg Amtmänner waren, die in Münstereifel, fehlenden Hospitalakten vom Jahr 1604, 1606, 1610 und ein Band Schöffengerichtsprotokolle von 1635-1648. So Archivübersicht Tille I. 192.) - Untergegangen scheint zu sein das Archiv des Kapuzinerklosters, während Dr. Heusgen aus Archivalien des Karmelitessenklosters die Geschichte desselben in der Volksblattdruckerei erscheinen lassen konnte. Wie steht es nun mit der Auswertung dieses ungewöhnlich reichen literarischen Quellenmaterials für die Geschichte der Stadt Münstereifel? In der 1938 im Volksblatt-Verlag erschienenen Biographie des Kreises Euskirchen werden nicht weniger wie 71 größere und kleinere Geschichtswerke und Berichte angeführt. An der Spitze steht mit Recht der alte 1854 gedruckte Katzfey, Geschichte der Stadt Münstereifel und der nachbarlichen Ortschaften, ein auch heute noch unentbehrliches Werk wegen der Fülle des - zum Teil heute nicht mehr vorhandenen - urkundlichen Stoffes. Freilich keine eigentliche Geschichte, am wenigsten eine, die heutigen wissenschaftlichen Ansprüchen genügen könnte, sondern eine nach Sachgebieten geordnete Nebeneinanderstellung zufälliger Aktenstücke dem Wortlaute nach, ohne innere Verknüpfung. Auf wessen Kosten die zahllosen unrichtigen und den Sinn entstellenden Wiedergaben des ohnehin so verkropften alten Textes und der Satzzeichen zu setzen sind, bleibe dahingestellt; es genüge zu bemerken, daß derselbe weithin dem Nichtrheinischen Antiquarius 3, 12, S. 691-786; Becker, Die Pfarreien des Dekanates Münstereifel, S. 199-293; Schorn, Eiflia sacra II, S. 196. Im übrigen orientiert die genannte Bibliographie. Nachzutragen ist aus neuerer Zeit von Studienrat Dr. HombitzerAus Vorgeschichte und Geschichte der Stadt Münstereifel und ihrer Umgebung“, das ein gutes Kompendium darstellt.

Münstereifels Schmuck und Stolz ist der Kranz der alten Befestigungsanlagen, der Ringmauer mit ihren Toren und Türmen, und in der Stadt die altehrwürdige Stiftskirche, deren Kern aus der Karolingerzeit stammt, die malerisch gelegene Burgruine, das spätgotische Rathaus, daneben so manche alte hochgiebelige Patrizierhäuser, nicht zu vergessen der aus der Zeit unmittelbar nach dem 30jährigen Kriege stammende imponierende Bau der Jesuitenkirche, des Jesuitenkollegs und des spätern Jesuitengymnasiums, dem Ausgangspunkte katholischer Erneuerung nach der Glaubensspaltung. Aber nicht weniger stolz darf die Stadt als ein über tausendjähriges Kulturzentrum sein auf den Reichtum seiner literarischen Schätze, die erst recht reden lassen und das Verständnis einer großen Vergangenheit erschließen. Vor dem Kriege hatte Landesarchivar Dr. Kisky mit der Ordnung des Stadtarchivs begonnen, nachdem die Stadt einen geeigneten Raum im alten Rathaus bereit gestellt hatte. Da derselbe im Kriege zerstört wurde, müßte es bei den jetzigen Wiederaufbauplanungen eine vordringliche Sorge sein, zunächst wieder einmal eine würdige Heimstätte für die unersetzlichen Urkunden und Manuskripte zur Geschichte der Stadt zu schaffen, wo dieselbe auch Abschluß der Neuordnung auch der Heimatforschung zugänglich gemacht werden könnten. Und weiterhin müßte bei der Neuordnung angestrebt werden, daß zusammengehörende jetzt an verschiedenen Orten, wie vorhin angegeben, zerstreute Bestände wieder zusammengebracht würden, was bei der Leihgabe an das Düsseldorfer Staatsarchiv wohl ohne Schwierigkeit erreicht werden könnte, vorausgesetzt, daß die Gewähr geboten wird, daß diese gerade wertvollsten Archivalien mit besonderer Sorgfalt pflegerisch behandelt werden.

Ein ehemaliger Schüler der Alma Mater Monasteriensis.


Aus: Euskirchener Volksblatt vom 31. Oktober 1949





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