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Münstereifels Rathaus wird fertiggestellt
Außerordentliche Sitzung der Stadtvertreter - Einzug um die Jahreswende

Münstereifel. In einer sehr lebhaften Sitzung am Dienstagabend beschäftigten sich die Stadtvertreter Münstereifels mit einer Reihe von Bauprojekten, die von der Stadtverwaltung in allernächster Zeit in Angriff genommen werden können. Die Sitzung war von dem Stadtdirektor kurzfristig als außerordentliche öffentliche Stadtvertretersitzung anberaumt worden.

Bürgermeister Ferdinand Müller begrüßte den englischen Kreiskommandanten aus Euskirchen, Major Bruns, der zusammen mit seinem Dolmetscher einen Teil der Diskussion beiwohnte, und erklärte, daß die Einberufung dieser Sitzung deshalb notwendig geworden sei, weil die Stadtverwaltung über einen nicht genannten Betrag zweckgebundener Gelder verfüge, der zur Verbesserung allgemeiner öffentlicher Einrichtungen, wie Schulen, Brücken- und Straßenbau und Kanalisation, aber auch zur Verschönerung der Kneippkurstadt, wie z. B. zur beschleunigten Instandsetzung des mittelalterlichen Rathauses, verwendet werden sollten.

Er begrüßte es warm, daß nunmehr die wiederholt aufgeschobene Fertigstellung des alten gotischen Rathauses in aller Kürze erreicht werden könne. „Dadurch wird es nicht nur möglich, daß die Stadt einen schönen, repräsentativen Bau erhält, und daß die Stadtverwaltung besser und zweckmäßiger als bisher untergebracht werden kann, sondern, was vielleicht noch wichtiger ist, es

werden hierdurch fünf Wohnungen frei,

die ihrem ursprünglichen Zweck wieder zugeführt werden könne.“ Auf die Einwände einiger Stadtvertreter, die gewisse bauliche Einzelheiten an dem alten Rathaus bemängelten, gab der Bürgermeister die Zusicherung ab, daß künftig, falls grundsätzliche Aenderungen an charakteristischen und für das Stadtbild bedeutenden Gebäuden vorgenommen würden, diese der Stadtvertretung zur Kenntnis gebracht werden sollen. Trotz der noch vielseitigen Arbeiten am Rathaus, wie z. B. Einbau der elektrischen Lichtleitung, der sanitären Anlagen, der Heizung sowie der Schreiner-, Anstreicher- und Putzarbeiten, wurde die Hoffnung ausgesprochen, daß der Bau wahrscheinlich um die Jahreswende zum Einzug bereitstünde. Die Stadtvertreter billigten einstimmig den Vorschlag der Stadtverwaltung.

Der Bau von zwei Brücken,

nämlich einer Erftbrücke am Aufgang zur Burg und der sogenannten Kolvenbachbrücke in Eicherscheidt, wurde ebenfalls genehmigt. Bürgermeister Müller erklärte, der gegenwärtige Erftübergang an der Burgruine sei nicht nur gefährlich für den Fußgänger- und Autoverkehr, sondern verschlinge auch laufend größere Ausgaben für Reparaturarbeiten. Für den Bau der im Krieg zerstörten Brücke in Eicherscheidt setzte sich der Eicherscheidter Vertreter Brück (Zentrum) ein und betonte, daß diese Brücke für einen geordneten Verkehr unumgänglich nötig sei. Beiden Anträgen wurde zugestimmt.

Schulneubauten

Lebhafte Diskussionen entspannen sich, als die Fertigstellung der Volksschule in Rodert und die Instandsetzung der Eicherscheidter Schule zur Sprache kamen. Der Stadtverwaltung wurde sogar vorgeworfen, daß der Bau dieser beiden wichtigen Schulen dilatorisch behandelt würde. Beide Projekte wurden allerseits begrüßt. Es wurde darauf hingewiesen, daß es im Interesse der Schulkinder von Rodert unbedingt nötig sei, noch vor Eintritt des Winterwetters den Bau der Schule zu beenden. Für die Schule in Eicherscheidt sagte Stadtdirektor Derkum eine gründliche Renovierung der gesamten Schule in allerkürzester Zeit zu. Er versicherte den Stadtvertretern, daß sämtliche Bauvorhaben noch in dieser Woche ausgeschrieben werden sollen. Auch diese Pläne wurden von den Stadtvertretern einstimmig angenommen. Als einige Stadtvertreter bemängelten, daß vielleicht der Bau von neuen Wohnungen beziehungsweise der Ausbau von zerstörten Wohnungen wichtiger sei als die zur Debatte stehenden Projekte, erklärte Stadtdirektor Derkum grundsätzlich: „Der Bau von Volkswohnungen wird keineswegs vernachlässigt. Die von der Stadtverwaltung geplanten Volkswohnungen im Otterbachtal, die zunächst acht 3-Zimmerwohnungen vorsehen, werden keineswegs die einzigen bleiben. Münstereifel wird sich auch künftig mit aller Energie dem

Bau von Volkswohnungen

widmen.“ Er sagte zu, daß er zu diesem Punkt in einer der nächsten Sitzungen weitere Ausführungen machen werde. Des weiteren wies er darauf hin, die Stadtvertreter möchten nicht vergessen, daß diese Bauvorhaben sich in vieler Beziehung günstig für die Stadt auswirken werden. Nicht zuletzt werde dadurch da Problem der Arbeitslosigkeit zu einem nicht unerheblichen Teil gelöst. Die Stadtverwaltung verlange von einem jeden Unternehmer, der zu diesen Projekten herangezogen werde, daß er für diese Arbeiten zusätzlich zwei Arbeitslose einstelle. Es sei durchaus möglich, daß diese Zahl von Unternehmern selbst im Laufe der Arbeiten noch erhöht werde. Diesen Erklärungen des Stadtdirektors schloß sich der Bürgermeister an, der betonte, daß die Stadtverwaltung die Aussicht begrüße, durch diese Bauvorhaben die Zahl der Arbeitslosen zu vermindern und dadurch die Ansprüche an die Stadtkasse zu senken.

Zur Erörterung des Neubaus von Wohnungen wurde sodann eine

Ausweitung des gegenwärtigen Kanalisationssystems

für dringend nötig befunden. Als erste Baustufen wurde zunächst vorgeschlagen, daß das Kanalsystem im Otterbachtal, da dieses Tal für größere Bauvorhaben der näheren Zukunft vorgesehen ist, erweitert, und daß darüber hinaus eine neue Kanalanlage am Uhlenberg angelegt werden solle. Stadtvertreter Hack von Rodert forderte auch eine Verbesserung der Kanalanlagen für den Ortsteil Rodert. Die Stadtvertreter beschlossen einstimmig, daß als erstes Bauvorhaben die Kanalisation des Uhlenberges begonnen werde, dem später eine Verlängerung der Kanalisation im Otterbachtal folgen solle. Weiterhin wurde der Vorschlag, das Wasserrohrnetz außerhalb des Werther Tores zu vergrößern und stärkere Rohre einzulegen, damit die bisher mangelhafte Wasserversorgung dieses Stadtteiles behoben würde. Einstimmig angenommen. Begrüßt wurden ebenfalls die vorgesehenen Pflasterarbeiten am Entenmarkt und in der Stumpf-, Fieber- und Kapuzinergasse. Der Zustand der Straßen wurde als sehr schlecht bezeichnet, deren Reparatur im Interesse eines geregelten und ordentlichen Verkehrs nötig sei.

Die restlichen Punkte der Tagesordnung, nämlich Vergebung des Baus der Heizanlage und der Glaserarbeiten am Rathaus und die Bildung eines Ausschusses zur Ueberprüfung der Bauarbeiten an der Schule in Rodert, wurden in der anschließenden nichtöffentlichen Sitzung behandelt.


Aus: Kölnische Rundschau vom 22. Oktober 1949





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