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Karolingerburg interessiert Landesmuseum

Münstereifel. Der älteste geschichtliche Bau von Münstereifel ist wahrscheinlich die sogenannte Karolingerburg, auch „alte Burg“ genannt, außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern aber noch in unmittelbarer Nähe der Stadt. Und doch weiß man von ihr sehr wenig. Es ist daher sehr zu begrüßen, daß das Rheinische Landesmuseum in Bonn eine Gruppe von Geodäten nach Münstereifel schickte, um das ganze Gelände der Burg systematisch zu vermessen. Ob sich an diese Vorarbeiten, wie dies zu normalen Zeiten zu sein pflegt, umfangreiche Erdarbeiten anschließen, um das gesamte Gelände von Grund auf zu durchforschen, bleibt der Zukunft vorbehalten. Immerhin zeigen diese Vermessungsarbeiten, daß man sich an den zuständigen Stellen lebhaft um die Lösung der vielen Geheimnisse bemüht, die die Karolingerburg heute dem Historiker und Heimatforscher noch aufgibt.

Die bisherige landläufige Auffassung war die, daß die Besiedelung des heutigen Raumes von Münstereifel nicht vor dem Jahre 830 begann, als der dritte Abt von Prüm, Markward, inmitten der urwaldähnlichen Landschaft des Erfttales das Kloster Nova Cella gründete, das später den Namen Novum Monasterium führte und noch später als Monasterium Eifliae, d. i. Münstereifel bekannt wurde. Die heutige Geschichtswissenschaft ist jedoch der Meinung, daß einer jeden Neugründung eines Klosters der Bau einer Burg vorangegangen sein dürfte, die das junge, friedliche Anwesen vor Krieg und Plünderungen schützen sollte. Die Funde, die bisher auf dem Gelände der Karolingerburg gemacht wurden, deuten daraufhin, daß es sich bei dieser Burg um eine fränkische Gründung, schätzungweise aus dem 8. Jahrhundert, handelt. Diese Funde bestehen aus einer Vielzahl von Tonscherben, die einwandfrei als aus der fränkisch-karolingischen Zeit stammend identifiziert werden konnten, und vor allem aus einer silbernen Münze aus der Zeit Ludwigs des Frommen.

Hinweise aus der Geschichte auf die Existenz dieser Burg sind allerdings sehr spärlich. In den Aufzeichnungen des Prümer Abtes Regino, der gegen Ende des neunten Jahrhunderts den zweiten Normannenüberfall auf Prüm erlebte, befindet sich ein Passus, daß im Ardennenwald eine neugebaute Burg, die auf einer hervorragenden Bergkuppe gelegen habe, von den Normannen überfallen und ausgeplündert worden sei. Diese zweifellos spärlichen Angaben bezieht man auf die Karolingerburg von Münstereifel. Nicht ist dagegen bekannt, wann die Burg erbaut wurde. Man weiß nur, daß das Erfttal im achten Jahrhundert zum Besitz der fränkischen Könige gehöre und daß die Gemahlin des Königs Pipin die Abtei in Prüm stiftete.

Wenn auch die Trümmer dieser alten Burg heute sehr spärlich geworden sind - viele Jahrhunderte mögen von dort ihre Steine für den Hausbau bezogen haben -, so lohnt sich doch noch, ein Besuch, auch für den Laien. Außer einem Rundturm, de vor einiger Zeit aus dem Schutt herausgegraben wurde, und einigen Mauern, ist nicht mehr viel zu sehen. Die landschaftlich schöne und strategisch klug gewählte Lage aber wird noch lange von dem Sinn ihrer Erbauer berichten.


Aus: Kölnische Rundschau vom 27. Oktober 1949





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