Geschichtsseiten für Bad Münstereifel und Umgebung
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Münstereifels Burgruine
Zum Schutz und Trutz

Anno 1440. Auf der Zinne der hochragenden Burg steht ein Söldner, auf seine Hellebarde gestützt, und schaut weit übers wehrhafte Städtchen. Aus dem Tal herauf grüßen die spitzgiebeligen Häuser, die alte Stiftskirche, das Rathaus neben den anderen Bürgersbauten mit Treppengiebeln. Fest umschließt das am Fuß des Burgberges sich hinkauernde Städtchen und das Häusergewirr die befestigte Ringmauer.

Der Blick des Söldners überschaut dann die Zinnen und Türme der alten Burg. Das in Richtung Johannistor sich zuspitzende und abrundende Viereck der Anlage wird eingeschlossen von vier hohen Rundtürmen, die Verteidigungszwecken dienen. Aus meterdickem Mauerwerk, allen Anstürmen Trotz bietend steht der Bergfried, zu dessen Turmgelaß eine Wendeltreppe hinaufführt. Das Schloß ist mit den Stadttoren und Türmen in strategischer Verbindung, so daß im Ernstfall Soldaten an jede beliebige Stelle der Verteidigungsanlagen geworfen werden können. Einer der Türme hat vergitterte Fenster und dient als Gefängnisverlies.

In den weiten Hallen des Schlosses wohnt seit 1394 der Herr von Bergheim und Münstereifel. Er hat die Verteidigungskraft des Schlosses durch Erhöhung einer zu niedrigen Mauer bedeutend verstärkt. Denn in der Zwischenzeit waren die „verheerenden Feuerwaffen“ aufgekommen, gegen die die alten Mauern nicht genügend Schutz bieten konnten. So steht nun die alte Feste da, mit ihren dräuenden Türmen das ganze Peterstal sperrend und den Bewohnern von Münstereifel und Umgebung Schutz gegen Brandschatzungen bietend. Sinnend steht der Landsknecht. Seine Gedanken schweifen weit in die Zukunft. Ob die Burg in kommenden Jahrhunderten wohl immer in der Lage sein wird, ihre Aufgabe zu erfüllen? Ob kommende Zeiten nicht über solche kostspieligen Anlagen hinweggehen und sie überholt erscheinen lassen?


Bild: Rodert, Eicherscheid

Anziehungspunkt des Fremdenverkehrs

Rund 600 Jahre später, im Jahre 1960, steht wieder jemand auf der Zinne der Burg und schaut ins Tal. Zu seinen Füßen schlängelt sich die verkehrsreiche Straße, auf der gegenüberliegenden Talseite bietet sich das moderne Kurhaus in der ganzen Schönheit architektonischer Linien dar. Reges Leben brandet überall in den Straßen. Was aber ist aus der alten Burgfeste geworden? Was überdauerte die 6 Jahrhunderte?

Schwere Stürme fegten über sie hinweg, rissen Lücken in die Anlagen. Eroberungssüchtige Horden sengten und brannten nieder, was nicht aus Stein war. Wetter und Wind taten ein Uebriges und so blieb für uns eine Ruine. Zwar eine einzigartige in ganz Deutschland, aber eben doch eine Ruine. Aber auch aus dieser Ruine zieht das moderne Leben noch seinen Nutzen. Geschickt sind neue Anlagen ins alte Gemäuer eingepaßt, schmucke Parkanlagen heben sich in farbiger Blumenpracht kontrastreich gegen da graue Mauerwerk ab. Im Burghof ist eine ideale Freilichtbühne errichtet, mit einem Hintergrund, der namentlich für historische Schauspiele geradezu als ideal bezeichnet werden kann. Im verfallenen, nur in seiner Außenrundung erhaltenen Südturm ist geschmackvoll ein Pavillon eingeordnet, aus dem den Gästen des aufstrebenden Kurorts flotte Tanzrhythmen entgegenschallen. Terrassen unter schattenspendenden Laubbäumen laden zum Tanz ein. Im bereits vergrößerten Burgsaal mit seiner prachtvollen Bühne ist ein Theatersaal entstanden, der in Ausmaßen und Schönheit der Anlage weit und breit seinesgleichen suchen mag. Was die getäfelte Burgschenke an Gästen nicht aufnehmen kann, findet im Saal Unterkommen und zuvorkommende Bewirtung ...

So bietet sich dem Beschauer von 1960 die alte Burg in neuem Gewande, Sinnend, wie einst der Landsknecht, schaut auch er über die Anlage. Damals wie heute erfüllt die Burg eine fürs Städtchen wesentliche Aufgabe. Vor 600 Jahren zu Schutz und Trutz, und heute als Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr. Was ist nun fürs Städtchen wichtiger, Erhaltung des altertümlichen Bauwerks in ursprünglicher Gestalt oder aber moderne Ausgestaltung in geschmackvoller Anpassung an altes Kulturgut? Uns dünkt, künstlerisch und historisch einwandfreie Einordnung von Neuem, Lebendigem in rückschauende Vergangenheit verbindet Beides zum Segen der Stadt und seiner Bewohner.

Gestaltete Musik

Auch an dieser Stelle, weisen wir nochmals auf den am Mittwoch, den 10. Mai, 20 Uhr, im Burgsaal stattfindenden Ballett-Abend von Maria Schallenberg-Köln mit ihrer Tanzgruppe. Unter dem Titel „Gestaltete Musik“ bringt die bekannte Solotänzerin ein wertvolles Programm, das dem anspruchsvollen Titel gerecht werden wird.


Aus: Kölnische Rundschau 6. Mai 1950





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