Geschichtsseiten
für Bad Münstereifel und Umgebung |
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Zeugen
heimatlicher Vergangenheit |
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Der Verein von Altertumsfreunden im Rheinlande stattete am Dienstag der Stadt Münstereifel und ihrer Umgebung einen Besuch ab. Unter den Teilnehmern der hochinteressanten Exkursion bemerkte man eine Anzahl bekannter deutscher Wissenschaftler, so u. a. Direktor Prof. Dr. Neuffer und Dr. Haberey vom Rheinischen Landesmuseum in Bonn, den Germanisten Professor Dr. H. Naumann (Bonn), den Keltologen Professor Dr. Hertz (Bonn) und den Historiker Professor Dr. Hübinger (Münster). Erstes Ziel der Fahr, die von Bonn über Rheinbach und den Flamersheimer Wald führte, um in Münstereifel die Kölner und Euskirchener Freunde aufzunehmen, war der berühmte Matronentempel bei Pesch. Unter sachkundiger Führung vn Direktor Neuffer erwuchs allen Anwesenden bald ein wirklich plastisches Bild dieses Heiligtums der Matronae Vacallinehae, dessen letzte Bauperionde nach 330 anzusetzen ist und das etwa um 400 n. Chr. zerstört wurde. Bei dem Pesch Tempel handelt es sich um eines der letzten heidnischen Heiligtümer der Rheinlande, seine Blüte fällt in eine Zeit, da in den großen Zentren am Rhein - Köln und Trier - sich christliches Leben schon mächtig regte. Im einzelnen gibt der Heidentempel viele Rätsel auf: vom Namen der Vacallinehae bis zu dem eigenartig späten Auftreten der hier gefundenen Votivdenkmäler. Auch die Frage des eigentlichen Gegenstandes der Verehrung neben den Matronen ist ungeklärt (Magna Mater-Cybele?). Schließlich läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen, ob der Tempelbezirk zu einer benachbarten Siedlung gehörte - von in der Nähe gefundenen Bauresten weiß man nicht, ob sie von Einzelhöfen (Villen) oder einem Dorf (Vicus) stammen. Bewunderung erregt auch heute noch die großzügige Anlage - ein großer Festplatz von etwa 100 m Länge und 34 m Breite -, die exakte, auf gleichzeitigen Bau schließen lassende Planung - vier Gebäude in gerader Flucht mit gleichen Abständen voneinander errichtet, deren wichtigstes eine dreischiffige Basilika mit rechteckiger Apsis ist -, endlich die langgestreckte Wandelhalle, von der sich nur Spuren erhalten haben, mit der tiefen Zisterne, aus der die Tempelbesucher, die sicherlich oftmals von weither kamen, ihr Trinkwasser entnahmen.
In Münstereifel begrüßte Oberstudiendirektor Schumacher im Sitzungssaale des historischen Rathauses die Bonner Gäste mit herzlichen Willkommensworten. Museumsleiter T. Hürten vermittelte bei einem Rundgang durch das reich ausgestattete und wohleingerichtete Heimatmuseum tiefen Einblick in Münstereifels bewegte Geschichte, ein Besuch des Stadtarchivs zeigte die reichen Schätze schriftlicher Tradition der alten Amtsstadt. Die Stiftskirche St. Chrysanthus und Daria mit ihrem wunderbar schönen Westwerk, dem schlichten Langhaus, dem mächtigen Chor und der Krypta fand in Kaplan Bergmann einen verständnisvollen Interpreten, der über die eigentliche Bau- und Kunstgeschichte der Kirche den Weg zu einer geistesgeschichtlichen Schau fand und die religiösen Fundamente aufwies, aus denen erst der Bau herauswuchs. Gebührende Beachtung fand natürlich auch die Ausstattung der Stiftskirche: so die vier Marmorepitaphe der Amtsherrenfamilie v. Gertzen, das Grabmal des Gottfried v. Bergheim, die wertvolle Paramente und das fein geschriebene Graduale des 15. Jahrhunderts aus der Schreibstube des Fraterherrenhauses am Weidenbach zu Köln. Bei einem Rundgang durch die Stadt, der insbesondere der Besichtigung der Fachwerkhäuser galt, erwiesen sich Altbürgermeister Arns und wiederum Museumsleiter T. Hürten als kundige Führer. Zum Abschluß vereinigte ein gemütliches Plauderständchen die Gäste und ihre Münstereifeler Freunde im Café Schießbach im Schleidtal. Reich an lebendigen Eindrücken und voll neuen Wissens schied man gegen Abend von dem freundlichen Eifelstädtchen. Wk. |
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Quelle: Volksblatt, Tageszeitung für das westliche Grenzgebiet, 103. Jahrgang, Nr. 210, Samstag den 8. September 1951 |
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