Geschichtsseiten für Bad Münstereifel und Umgebung
Wirtschafts-, Verkehrs-, Heimat- und Kulturgeschehen





Niederlassung der Kapuziner
Segensreiches Wirken fand ein allzu frühes Ende





Münstereifel. - Im Jahre des Unheils 1618, das den Beginn von dreißig Jahren unmenschlichen Leides und Elends für ganz Mitteleuropa bedeuten sollte, ist für Münstereifel die Tatsache verzeichnet, daß Brüder des Kapuzinerordens mit dem auch durch den Krieg nicht gestörten Aufbau einer klösterlichen Niederlassung begannen. Beim Münstereifeler Rat konnten sie sich auf die Fürsprache des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm berufen und erwarben durch seine Unterstützung drei Bürgerhäuser und andere Baulichkeiten in dem Gelände, das von der alten Gasse, der Stadtmauer, der Langenhecke und der Kapuzinergasse begrenzt wird.

Ein reges Bauen begann, und bald standen dort Kirche, Kloster und verschiedene Wirtschaftsgebäude. Wegen der unsicheren Zeiten aber mußten die Kapuziner ihren Komplex einfriedigen. Eine hohe Mauer, mit allem, was zur Verteidigung dienlich war, entstand rings um das Anwesen. Noch heute sind die letzten Reste der Mauer mit Wehrgang und Schießscharten zu sehen.

Bald begannen die Insassen des Klosters in fleißiger Arbeit mit einem Webereibetrieb, in dem Stoffe für den eigenen Bedarf hergestellt wurden. Die Qualität scheint so gut gewesen zu sein, daß bald alle Kapuzinerklöster der Ordensprovinz ihre Tuche von ihnen bezogen. Da für diesen großen Bedarf die Arbeitskräfte aber nicht ausreichen konnten, erwies es sich als notwendig, die Münstereifeler Wollweberzunft, die damals schon mindestens 150 Jahre bestanden hat (daraus geht schon hervor, daß die Anschauung der Begründung der Wollweberzunft durch die Kapuziner irrig ist!), zur Mitwirkung heranzuziehen, sei es durch Vergebung von Aufträgen in Heimarbeit oder durch Beschäftigung einheimischer Arbeitskräfte.

Das Einvernehmen zwischen den Insassen des Klosters und den Einwohnern der Stadt scheint ausgezeichnet gewesen zu sein. Die Gottesdienste der Patres in ihrer Kirche waren wegen der hervorragenden Predigten immer gut besucht. Auch der Münstereifeler Rat war sich bewußt, daß den Kapuzinern wegen des vielfachen Segens, den sie über die Stadt brachten, Unterstützung gewährt werden mußte, wo auch immer sie notwendig war. Als die Patres im Jahre 1664 mit der Renovierung ihres Gotteshauses begannen, erbaten und erhielten sie von der Stadt Holz, für das sie wenig später ihren Dank aussprachen. Zur Wiederherstellung der Kirchenfenster bewilligte ihnen der Rat einen fühlbaren Geldzuschuß. Die Patres hinwiederum machten sich auf andere Weise beliebt, nur zu gerne holten die Stiftsherren sie zu Predigten herüber. In die Nachbardörfer gingen sie und halfen den Pfarrern in der Seelsorge. Gabs ein Fest zu feiern, einen Namenstag oder hohen Festtag, holte man sie herüber ins Stift oder die Patres waren die Gastgeber in ihren Räumen - kurz, es herrschte denkbar bestes Einvernehmen. Auch die Bürger, von denen viele den Kapuzinern Arbeit und Verdienst dankten, segneten den Tag ihres Einzuges in Münstereifel.

Über 180 Jahre wirkten sie überaus segensreich, bis auch ihnen im Jahre 1802 - wie allen anderen Klosterinsassen jener Zeit - ihre Wirkungsstätte entzogen wurde. Ihnen entstand aus ihren Reihen kein Peter Fey, der das Jesuitenkolleg, unser heutiges Gymnasium, durch alle Klippen hindurchsteuerte. Ihr Eigentum, im Lauf der Zeit vermehrt und verbessert, wurde um ein Spottgeld verkauft, ein Kuchenheimer Fabrikant namens Breuer wurde Besitzer des Anwesens. Eine Zeitlang noch führte er die Tuchweberei weiter. Der nachmalige Besitzer, Johann Joseph Müller, ließ Kirche und Kloster niederreißen und benutzte das Material zum Aufbau einer Brauerei.

Was uns heute noch an die Zeit der Kapuziner und ihr Wirken erinnert? Das ist zunächst in der Kapuzinergasse das kleine spitze Tor, dessen Steine jeden Augenblick auf die Straße zu stürzen drohen. (Wäre es nicht wert, wiederhergestellt zu werden? So sehr würde das Stadtsäckel doch nicht damit belastet.) - Und weiter? Das jetzige Padbergische Haus, das ehemalige Weberhaus, in dem noch eine schwarze Herdplatte aus dem Jahre 1600 die Wand über dem Herd ziert. Im Hofe stand einmal eine prachtvolle Kreuzigungsgruppe - eine Bombe zerschmetterte sie Weihnachten 1945. Und es blieb noch eine Madonnenfigur, eingelassen in ein Schutzhäuschen in der Wand zum Garten des Padbergschen Hauses. Die Füße der Gottesmutter ruhen auf Köpfen mit Gesichtern von längst Verblaßten. Wen der Meister der Madonna dort wohl verewigen wollte?



Euskirchener Volksblatt vom 1. Dezember 1951


Madonna mit dem Kinde im ehemaligen Kapuzinergarten


Ergänzungsfoto:
Ehemalige Klosterpforte - Inschrift: Klostermauer des ehemaligen Kapuzinerklosters, 1618 gegründet, 1802 Aufhebung des Klosters, hiernach Abriß bzw. Zerstörung aller Gebäude.





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