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300jähriges Wahrzeichen der Stadt Münstereifel
Grundsteinlegung der Jesuitenkiche 30. Januar 1652 - Durch Kriegseinwirkung heute stark angeschlagen - Notruf zu ihrer Erhaltung





300 Jahre ist nun die Jesuitenkirche in Münstereifel alt. Am 30. Januar 1652 wurde ihr Grundstein gelegt. Es war ein wichtiger Tag in der Geschichte der Stadt, ein Tag inmitten eines jahrzehntelangen Kampfes, der die Münstereifeler Gemüter bewegte und aus dem schließlich

die Gründung des Münstereifeler Gymnasiums

hervorgegangen ist. Ende des 16., Anfang des 17. Jahrhunderts hatte der Gedanke der Reformation auch in Münstereifel Anänger gefunden, eine kleine Gemeinde hing der neuen Lehre an, auch von einem Prediger berichten die Chroniken der Zeit. Da wandte sich ein Teil der katholisch gebliebenen Bürger der Stadt an den Jesuitenorden nach Köln und erbat von dort einen Prediger, der sie im Glauben bestärken sollte. Der Jesuitenorden, 1540 von Ignatius von Loyola begründet und in hoher Gunst bei dem Kölner Erzbischof Ferdinand von Bayern, war der Stützpfeiler der Gegenreformation.

Im Frühjahr 1625, während in Deutschland der große Glaubenskrieg schon entbrannt war, erschien der Jesuitenpater Rhinkop mit einem Laienbruder in Münstereifel. Rhinkop muß ein glänzender Prediger gewesen sein, er hatte großen Zulauf und bald entstand der Plan, durch die

Jesuiten in Münstereifel eine Lateinschule

zu begründen. Die reiche Wollweberzunft stellte einen Teil ihres bedeutenden Vermögens zu diesem Zweck zur Verfügung. Doch erhob sich alsbald auch ein scharfer Widerspruch gegen die Jesuiten in der Stadt, selbst unter den Geistlichen, so daß die Wollweber ihr Angebot wieder zurücknahmen. Doch der Jesuitenpater Rhinkop verstand es, die Widerstände zu besiegen - die Kölner Jesuiten schickten zwei neue Brüder nach Münstereifel und der Lateinunterricht begann, die Gründung des St.-Michael-Gymnasiums war vollzogen. Noch wurde der Unterricht teils im Rathaus, teils in Bürgerhäusern gegeben.

1648, in dem Jahr des Friedensschlusses nach dreißigjährigem Krieg und unsäglicher Verelendung Deutschlands räumte ein Ratsbeschluß den Jesuiten den Platz in der Stadt ein, auf dem heute noch Gymnasium und Jesuitenkirche stehen. Der Bau von beiden wurde wohl ziemlich gleichzeitig begonnen: der älteste Teil des Gymnasiums, in dem heute die Direktorwohnung ist,

trägt über der Eingangstür die eingemeißelte Jahreszahl 1652

und der Grundstein der Kirche wurde am 30. Januar des gleichen Jahres gelegt. Ein halbes Jahr später trafen aus Rom die Reliquien des hl. Märtyrers Donatus auf der Baustelle ein und wurden mit Böllerschüssen und großer Feierlichkeit begrüßt.

Der Bau schritt nun rüstig vorwärts. 1650 hatte der Rat der Stadt 50 Stämme aus dem Gemeindewald für den Bau überwiesen. 1652 sogar die Erlaubnis gegeben, fortan alles zum Bau benötigte Holz aus dem Wald zu nehmen - doch mochte den Ratsherren ihre Großzügigkeit gereuen und der Holzbedarf der Jesuiten ihnen zu groß erscheinen: gern hätten sie ihre Erlaubnis wieder zurückgenommen. Der Streit zwischen der Stadt und den Jesuiten kam bis vor das Hofgericht nach Düsseldorf und endigte sechs Jahre später mit einem Vergleich: die Stadt versprach jährlich zwei starke Buchen für den Kirchenbau. Aber als 1670 der Bau seiner Beendigung entgegenging und die Jesuiten „zu behoeff eines Uhrwerkes mit dreye Uhr gewaisen und darzu nötigen Gestells neun oder zehn Baum“ begehrten, lehnte die Stadt die Bitte rundweg ab, sie hatte genug Holz gegeben, der Wald war erschöpft.

So ist die Jesuitenkirche in Münstereifel entstanden: geplant von einem auswärtigen Orden, der sich erst mit dem Bau der Kirche und der Lateinschule, des späteren Gymnasiums, einen bleibenden Platz in der Geschichte Münstereifels errang, oft gefördert, manchmal auch gehemmt durch den Willen der Bürger.

Heute ein Wahrzeichen der Stadt,

das die niedrigen Bürgerhäuser weit überragt. Der letzte Krieg hat der Jesuitenkirche schweren Schaden getan. Das hohe Dach ist in den letzten Jahren notdürftig geflickt worden, aber im Innern der Kirche sieht es noch wüst aus und Gottesdienst kann in ihr nicht mehr stattfinden: Vielleicht ist der dreihundertste Jahrestag der Grundsteinlegung ein Anlaß, sich der historischen Bedeutung dieses Bauwerkes zu erinnern, um die Mittel zu sammeln und bereitzustellen, damit die Schäden, die den Bestand der Jesuitenkirche bedrohen, ausgebessert werden können und der Kirchenraum in seiner alten Würde wiederhergestellt wird.

v.K.


Skizze H. v. Koenigswald


Ergänzungs-Foto: 22. Mai 2008 - 8.38 Uhr





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